Die Edmond-Azria-Synagoge in der Neustadt von Sfax wird heute nur noch an Samstagen und Feiertagen für Gottesdienste genutzt. Bis 1955 diente die Synagoge als offizielles Gotteshaus der Gemeinde,  im Jahr 1956 lebten rund 3.200 Juden in der Stadt. Bereits Anfang der 1950er Jahre wanderten jedoch viele Juden nach Israel aus, da die Spannungen mit der muslimischen Bevölkerung im Zuge der tunesischen Unabhängigkeit zunahmen. In den 1980er Jahren war die Synagoge völlig verlassen und befand sich in einem Zustand des Verfalls, so wie es auf dem Bild zu sehen ist. Erst 2010 ließ Marlene Hababou Azria, die Tochter von Edmond Azria, das Gebäude restaurieren und in seiner ursprünglichen Schönheit wiedererstehen. Obwohl heute nur noch eine Handvoll Juden in Sfax lebt, bleibt die Edmond-Azria-Synagoge ein eindrucksvolles Zeugnis der jüdischen Vergangenheit der Stadt.

Die Hafenstadt Sfax beherbergte eine der ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden Tunesiens. Im 19. Jahrhundert entwickelte sie sich zu einem religiösen und kulturellen Zentrum, das durch eigenständige Traditionen und angesehene rabbinische Autoritäten geprägt war. Das Gemeindeleben konzentrierte sich um die historische Große Synagoge sowie mehrere Bethäuser, in denen der charakteristische sfaxianische Ritus (Minhag Sfax) gepflegt wurde. Dieser unterschied sich in Liturgie und Gesängen deutlich von den Bräuchen anderer tunesischer Gemeinden.

Quelle: ©The Oster Visual Documentation Center, ANU – Museum of the Jewish People, Courtesy of Micha Bar-Am, Israel

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