
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 verschlechterte sich die Lage der jüdischen Bevölkerung im Irak dramatisch. Bis dahin hatten Jüdinnen und Juden eine zentrale Rolle im kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben des Landes gespielt. Doch der israelische Unabhängigkeitskrieg und der aufkommende irakische Nationalismus führten zu einem Klima des Misstrauens, das sich in scharfen Restriktionen und schließlich in offener Verfolgung äußerte.
Bereits Anfang der 1950er-Jahre wurden Zehntausende Juden enteignet und gezwungen, den Irak zu verlassen. Wer blieb, sah sich zunehmender Diskriminierung ausgesetzt: Berufsverbote, Einschränkungen im Handel, willkürliche Verhaftungen und die Überwachung durch Sicherheitsbehörden bestimmten den Alltag. Mit dem Militärputsch von 1958, der die Monarchie stürzte und eine neue Phase des Nationalismus einleitete, verschärfte sich die Situation noch einmal. Juden galten nun als Kollaborateure Israels und westlicher Mächte.
Ein besonders einschneidendes Ereignis war die öffentliche Hinrichtung von neun Juden im Januar 1969 in Bagdad. Ihnen wurde vorgeworfen, für Israel spioniert zu haben. Die Anklagen waren zweifelhaft, die Prozesse stark politisch motiviert. Die Männer wurden auf dem zentralen Platz der Stadt gehängt, während Hunderttausende Zuschauer zusammenströmten, um die Exekutionen zu verfolgen. Dieses Ereignis wurde in staatlichen Medien als „patriotischer Akt“ inszeniert und markierte einen Höhepunkt einer systematischen Einschüchterung der jüdischen Gemeinde.
Die Folgen waren verheerend: Fast alle der noch im Irak verbliebenen Juden flohen in den Jahren nach den Hinrichtungen. Von über 130.000 Mitgliedern vor 1948 schrumpfte die Gemeinde innerhalb weniger Jahrzehnte auf nur wenige hundert Personen.
Quelle: Bettmann-Archiv
