
Das Bild zeigt die 1927 erbaute Große Synagoge von Bagdad. Der Überlieferung nach erhebt sich das Gebäude an der Stelle einer alten Synagoge, die König Jojachin errichtet haben soll, nachdem er 597 v. d. Z. aus dem Land Israel nach Babylon verbannt wurde. Überliefert ist zudem, dass Baumaterial aus den Ruinen des Jerusalemer Tempels für ihren Bau verwendet worden sei. Die Synagoge soll bis zu 20.000 Betende gefasst haben und veranschaulicht eindrucksvoll die lange und bedeutende Geschichte der Juden im Irak, den Wohlstand der Gemeinde sowie ihren Aufschwung unter britischem Einfluss.
Die jüdische Präsenz im Irak gehört zu den ältesten und bedeutendsten innerhalb der Diaspora. Sie beginnt mit dem Babylonischen Exil im Jahr 586 v. d. Z., als König Nebukadnezar II. die jüdische Elite aus Jerusalem nach Babylon verschleppte. Diese Gemeinschaft entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einem der wichtigsten Zentren jüdischen Geisteslebens und bestand kontinuierlich bis zur Massenauswanderung im 20. Jahrhundert.
Schon während der Zeit des Zweiten Tempels, die ungefähr sechs Jahrhunderte (516 vor der allgemeinen bis 70 nach der allgemeinen Zeitrechnung) umfasst, war Babylonien neben Jerusalem ein herausragendes jüdisches Zentrum. Nach der Tempelzerstörung im Jahr 70 n. d. Z. wurde es zum intellektuellen Mittelpunkt des Judentums. Hier entstanden die großen Akademien von Sura und Pumbedita, in denen der sogenannte babylonische Talmud verfasst wurde. Unter den Geonim, den Gelehrten an der Spitze dieser Lehrstätten, entwickelte sich ab dem 10. Jahrhundert im islamischen Kulturraum eine vielfältige Literatur von Kommentaren und Abhandlungen zu Einzelthemen. Parallel dazu bestand das Amt des Exilarchen, der als Nachkomme König Davids die jüdische Gemeinschaft gegenüber den muslimischen Herrschern vertrat.Mit der Gründung Bagdads als Hauptstadt des Abbasiden-Kalifats im 8. Jahrhundert wurden auch der Sitz des Exilarchen sowie die beiden großen Akademien in die neue Metropole verlegt. Die jüdische Gemeinde profitierte vom blühenden Handel mit Indien und China und brachte herausragende Gelehrte hervor, darunter Saadia Gaon (882–942). Sein Buch der Glaubenslehren und Überzeugungen prägte die jüdische Theologie nachhaltig.
Quelle: Babylonian Jewry Heritage Center/Public Domain
