
Die Alliance Israélite Universelle eröffnete 1862 ihre erste Schule in Tétouan, Marokko, und weitete ihr Netzwerk in den folgenden Jahrzehnten auf zahlreiche Städte des Landes aus, darunter Fès, Marrakesch und Casablanca. Die Gründung dieser Schulen war Teil eines umfassenderen Projekts der 1860 in Paris entstandenen Alliance, die Juden im Mittelmeerraum und Nahen Osten durch Bildung und gesellschaftliche Förderung den Weg in die Moderne ebnen wollte.
Die Schulen waren koedukativ angelegt und förderten ausdrücklich auch die Ausbildung von Mädchen – ein für Marokko damals völlig neuer Ansatz. Viele jüdische Familien sahen darin die Chance, ihren Kindern den Ausweg aus Armut und gesellschaftlicher Marginalisierung zu eröffnen.
Besonders hervorzuheben war das moderne, westlich orientierte Curriculum der Alliance-Schulen. Während sich die traditionelle jüdische Erziehung fast ausschließlich auf hebräische Texte und religiöse Studien konzentrierte, bot die Alliance einen breit gefächerten Unterricht in Französisch, Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte und Geographie. Französisch wurde zur zentralen Unterrichtssprache und ermöglichte den Absolventinnen und Absolventen den Zugang zu moderner Verwaltung, Handel und internationalen Verbindungen. Gleichzeitig wurden hebräische und religiöse Fächer nicht vernachlässigt, sondern in das umfassendere Bildungsprogramm integriert.
Quelle: United States Holocaust Memorial Museum Photo Archives #05442. Courtesy of Mathilde Tagger. Copyright of United States Holocaust Memorial Museum
