Diese Aufnahme dokumentiert die charakteristische Architektur jüdischer Wohnhäuser im Damaskus der 1860er Jahre. Der steinerne Gang mit seinen Bögen und die offene Galerie verweisen auf die arabisch-syrische Bautradition, die gleichermaßen die Wohnstätten muslimischer wie jüdischer Familien prägte.

Die Architektur jüdischer Häuser in arabischen Städten unterschied sich kaum von jener ihrer muslimischen oder christlichen Nachbarn. Zeitgenössische Beobachter stellten fest, dass es „sehr wenige Unterschiede zwischen einer christlichen, einer jüdischen und einer muslimischen Wohnstätte derselben Epoche“ gab. Religiöse Zugehörigkeit zeigte sich lediglich in einzelnen Inschriften oder Dekorationen, während Architektur, Raumaufteilung und Wohnpraxis weitgehend identisch waren.

Zentrales Element war stets der Innenhof, um den sich die Wohnräume gruppierten. Er fungierte als klimatisches wie auch soziales Zentrum des Haushalts. Galerien und Durchgänge verbanden die verschiedenen Funktionsbereiche – von den Empfangsräumen über die Familienräume bis zu den Wirtschaftsräumen. Frauen bewegten sich frei innerhalb der Hofmauern und nutzten die Galerien für häusliche Tätigkeiten, während obere Stockwerke zusätzlichen Rückzug boten und oft als repräsentative Räume für Familienereignisse dienten. Die Architektur gewährleistete zugleich Privatsphäre und eine wirksame Belüftung im heißen Klima.

Die Aufnahme entstand in einer Phase wirtschaftlicher Blüte der jüdischen Oberschicht, nur wenige Jahre vor dem Staatsbankrott des Osmanischen Reiches 1875, der auch zahlreiche jüdische Würdenträger schwer traf. Die kunstvollen Steinmetzarbeiten, Bögen und Galerien spiegeln den außergewöhnlichen Reichtum einer Familie wider, die vermutlich im Karawanenhandel oder im Kreditwesen tätig war – ein scharfer Kontrast zu den einfachen Lebensumständen der Handwerker und Hausierer, die die Mehrheit der jüdischen Gemeinde bildeten.

Bemerkenswert ist schließlich die Einbettung der Bauten in das städtische Gefüge: Zwar lebten jüdische Familien seit der frühen Neuzeit häufig in bestimmten Vierteln, doch teilten sie dieselben Bautraditionen, Materialien und handwerklichen Techniken wie ihre muslimischen und christlichen Nachbarn. Steinmetze, Zimmerleute und Stuckateure arbeiteten konfessionsübergreifend, wodurch eine weitgehend homogene Architektursprache entstand.

Quelle: Wikimedia/Public Domain

Zurück zum Ausstellungsbereich