
Flora Sassoon, auch unter ihrem arabischen Vornamen Farha bekannt, war eine jüdische Geschäftsfrau, Philanthropin und Gelehrte aus der bedeutenden Sassoon-Familie, den „Rothschilds des Ostens“. Sie wurde in Bombay als Tochter der wohlhabenden Bagdader Familie Gubbay geboren und erhielt eine umfassende Ausbildung, die Hebräisch, Aramäisch, Arabisch, Englisch und weitere Sprachen umfasste.
1876 heiratete sie Solomon Sassoon (1841–1894) und wurde zu seiner aktiven Partnerin im Familienunternehmen, das in den Bereichen Opiumhandel, Baumwollspinnereien und internationale Handelsnetzwerke tätig war. Nach Solomons Tod im Jahr 1894 übernahm Flora Sassoon die Leitung von David Sassoon & Company in Bombay. Sie modernisierte das Unternehmen, führte zeitgemäße Buchhaltungspraktiken ein und vermittelte zwischen konkurrierenden Familienzweigen. Trotz ihrer Erfolge stieß sie auf Widerstand männlicher Verwandter, die sie 1901 aus der Firma drängten. Anschließend zog sie nach England, wo sie sich verstärkt philanthropischen und religiösen Aktivitäten widmete.
Flora Sassoon war eine gläubige Jüdin, die die Traditionen ihrer sephardischen Vorfahren streng wahrte. Auf Reisen wurde sie stets von einem Schochet, einem rituellen Schlachter, begleitet. Sie engagierte sich für die jüdische Bildung und war eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die eine führende religiöse Rolle einnahmen. 1924 leitete sie die Jahresversammlung des orthodox-konservativen Rabbinerseminars, Jews’ College, in London, und hielt dort eine vielbeachtete Rede über Talmudstudien. Sie unterstützte zudem die zionistische Bewegung, besuchte 1925 Jerusalem und förderte aktiv die Hebräische Universität.
Flora Sassoon starb 1936 in London und wurde später auf dem Ölberg in Jerusalem beigesetzt.
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