Die Aufnahme von 1985 zeigt Elie Massuda, ein Mitglied der ägyptischen karäischen Gemeinde, mit einem hölzernen Toraschrein in der Moshe-Dar‘i-Synagoge im Kairoer Stadtteil Abbasiyya. Massuda, von Beruf Jurist, emigrierte später nach Israel.

Die ägyptischen Karäer bildeten im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine kleine jüdische Minderheit, die vor allem in Kairo ansässig war und dort seit dem 10. Jahrhundert über eine feste Gemeinschaft verfügte. Ihre Zahl stieg im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts deutlich an: von etwa 1.500 Mitgliedern zur Zeit Muḥammad Alis (regierte 1805–1848) auf nahezu 5.000 im Jahr 1952.

In osmanischer Zeit war das soziale Leben der karäischen Gemeinde lange von bescheidenen Verhältnissen geprägt. Abgesehen von einigen Ärzten waren die meisten Mitglieder als Handwerker tätig – insbesondere als Gold- und Silberschmiede, Wollstoff- und Gewürzhändler sowie als Geldwechsler. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang einzelnen Familien der soziale Aufstieg, sodass sich eine bürgerliche Mittelschicht herausbildete.

Schon zuvor hatte die Gemeinde durch ihre wertvollen Handschriftenschätze internationale Aufmerksamkeit erregt. 1840 erwarb Salomon Munk, 1864/65 der karäische Gelehrte Abraham Firkovitsch zahlreiche alte Handschriften und Dokumente, die in der karäischen Synagoge aufbewahrt wurden. Diese Quellen sind bis heute von unschätzbarem Wert für die Rekonstruktion der jüdischen Literatur- und Wissensgeschichte sowie für die Geschichte der karäischen Gemeinde in Kairo.

Unter Hakham Shabbethai Eliyahu Mangubi (1876–1906) erhielt die Gemeinde staatliche Anerkennung als eigene religiöse Körperschaft, was eine umfassende institutionelle Modernisierung einleitete. Ab 1901 existierte ein gewählter Gemeinderat; Schulen, eine Gemeindezeitung, ein eigenes Regelwerk für interne Belange sowie soziale Einrichtungen wie Werkstätten und Wohltätigkeitsvereine entstanden. Besonders die Gründung eigener Bildungsinstitutionen ab 1896 verlieh der Gemeinschaft neue Dynamik und förderte sowohl den Hebräisch- als auch den Arabischunterricht.

Prägende Persönlichkeiten wie der Jurist und Intellektuelle Murad Farag oder der Komponist Daud Husni beteiligten sich aktiv an der kulturellen Erneuerung der Nahḍa. Sie verkörperten die gesellschaftliche Integration der Karäer und stärkten zugleich das Selbstbewusstsein der Gemeinschaft sowie ihre Präsenz in der intellektuellen Szene Kairos.

In den 1930er Jahren erlebte die Gemeinde eine weitere Phase kultureller Belebung: Gebildete Jugendliche organisierten sich im jüdisch-karäischen Jugendverband und gründeten mehrere Presseorgane, die Debatten über Bildung, Recht und Zugehörigkeit zu Staat und Nation anstießen.

Doch die tiefgreifende Wirtschaftskrise, der erstarkende militante Nationalismus – insbesondere im Widerstand gegen die britische Präsenz – und schließlich die militärische Niederlage im Krieg gegen Israel 1948 sowie der Sueskrieg von 1956 führten zu wachsender Feindseligkeit gegenüber der jüdischen Minderheit. Dies zerstörte schließlich auch das soziale Gefüge der karäischen Gemeinde. Schrittweise verließen die Karäer ihr Viertel – und schließlich das Land.

Quelle: Magnes Collection of Jewish Art and Life/Foto: Ira Nowinski

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